Als Mann hat man es ja schon nicht leicht 😉, aber als großer, kräftiger Mann ist es tatsächlich nicht immer einfach im Alltag klarzukommen. Mit meinen 1,94m und 130kg stoße ich oft an Grenzen.
Nicht nur beim Kleiderkauf passe ich anscheinend nicht in die Norm. Hätten meine Eltern sich mal besser beim Deutschen Institut für Normung informiert, bevor sie mich zeugten. „Da müssen Sie sich halt bücken!“ oder „In Ihrer Länge haben wir nichts da!“ sind Aussagen, die ich schon sehr oft gehört habe. In Sachen Plus Size gibt es für kräftige Männer ja mittlerweile eine gute Auswahl. Mit Grauen erinnere ich mich an die 90er Jahre zurück, in denen es kaum modische Kleidung in großen Größen gab. Diese Zeit ist zum Glück vorbei. Aber: Groß ist nicht gleich lang. Was bringt es mir, wenn die Hose an den Oberschenkeln sitzt, aber oben zu weit ist und unten zu kurz, oder oben passend und an den Oberschenkeln viel zu eng, aber die richtige Länge hat? Nichts! Selbst in Amerika, dem Land der großen Größen schlechthin, war es mir nicht vergönnt eine Auswahl an Jeans in meiner Länge zu finden. Nur ganz selten gab es Länge 34, meist endete die Auswahl bei Länge 32. Sehr schade und mir ein absolutes Rätsel. Ich frage mich wo die ganzen Basketballspieler Hosen kaufen. Vielleicht kann es mir jemand von Euch sagen?
In meiner Freizeit fahre ich gerne Motorrad. Grundsätzlich kein Problem, ich habe ein passendes Motorrad gefunden (wobei viele Motorräder unter mir wie ein Fahrrad aussehen und/oder meine Beine nicht richtig an den Tank passen), beim Rest musste ich tricksen. Motorradhosen sind da ein gutes Beispiel. Die sind einfach immer zu kurz! Aber ohne möchte ich aus Sicherheitsgründen nicht fahren. Um dies zu umgehen muss ich Motorradstiefel mit einem hohen Schaft kaufen, da sonst das nackte Bein hervorblitzt. Auch in Sachen Windschild und Vibrationen auf dem Helm ist es nicht so einfach. Habe mir gerade so ein kleines „Schniepchen“ für oben auf die Scheibe gekauft, da alle normalen Einstellungen der selbigen keine Besserung verschafften. Was soll ich sagen, die Erhöhung ist auch nicht wirklich der Brüller, keine Verbesserung mit den Vibrationen. Am besten bin ich bis jetzt ohne alles gefahren, da weiß ich wenigstens warum mein Helm wackelt. Tja..
Zu den Problemen passende Kleidung zu finden, kommen allerdings noch zahlreiche weitaus unangenehmere Situationen hinzu. Standard-Hotelbetten sind mir beispielsweise ein Graus. Vor allem bei BG Schulungen, bei denen man in kleineren Anwesen (= Herbergen) untergebracht wird, ist es mir nicht vergönnt gut zu schlafen. Die Betten sind immer zu kurz und zu schmal. Das Duschen ist sogar in besseren Hotels leider auch oft ein Problem. Die Standard-Dusche misst 90x90cm und der Brausekopf lässt sich nicht richtig für über meinen Kopf einstellen, oder das Wasser spritzt über die Abtrennung und setzt entsprechend das Badezimmer unter Wasser. Entspanntes Duschen? Für mich nicht! In Autos sind die Beifahrersitze selten höhenverstellbar, im Flieger sind die Sitze sehr eng und meine Knie drücken sich in den Rücken des Vordermannes, im Zug ist es genauso, ebenso im Bus. Entgehen kann ich allem nur, indem ich bereit bin, mehr Geld auszugeben. Eine sehr unbefriedigende Situation. Meine Frau hat ganz ähnliche Erfahrungen bzw. Probleme wie ich, obwohl sie „nur“ 1,80m groß ist.
Im Alltag finden wir aber mittlerweile zum Glück Mittel und Wege, über die wir glücklich sind und sie auch dementsprechend einsetzen. Vor vier Jahren haben wir ein altes Haus gekauft und es von Grund auf renoviert. Das heißt, wir konnten alles so gestalten wie wir es wollten und demzufolge alles auf uns anpassen. Die Türen und Durchgänge wurden alle höher gesetzt, auf 2,10m, und die Duschen ebenerdig in großer Ausführung installiert. Ebenso haben wir uns eine neue Küche mit einer Arbeitsflächenhöhe von 0,99m angeschafft, da benötigen einige „normalgroße“ Menschen einen Hocker, um an die Sachen im oberen Bereich der Hängeschränke zu kommen. 😊 Zum Schmunzeln gibt es auch immer was, wenn kleinere Menschen zu Besuch sind und unsere Toiletten benutzen, die natürlich höher montiert sind (einfach mal die Beine baumeln lassen), ebenso wie unsere Waschbecken und Spiegel. Das Ganze hat aber auch noch andere Gründe, so ist mein Sohn mit seinen 16 Jahren schon 1,86m und hat Schuhgröße 46, der muss ja auch in Zukunft noch überall durchpassen.
Wie Ihr seht, können wir an unserer Lage wenigstens teilweise etwas ändern. Gerade im Bereich Mode müssen wir allerdings bestimmt noch ein bis fünf Jahrzehnte warten, bis sich das Angebot unserer Nachfrage anpasst. ☹ Bis dahin tricksen wir eben weiter! 😉
Schreibe einen Kommentar