Wir leben in einer Zeit von Vergänglichkeit… einer Wegwerfgesellschaft. Bezieht man das auf Schmuckstücke, dann sind wir heute irgendwie die erste Generation, deren Schmuckstücke es kaum noch wert sind veerbt zu werden. Modeschmuck ist allgegenwärtig. Und Schmuck scheint stärker der Mode zu unterliegen als jemals zuvor. Auch der wertvolle Schmuck.
Definiert man Modeschmuck als „unechten Schmuck“ aus einfachen, nicht so teuren Materialien, dann ist dessen Existenz wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selber. Im alten Ägypten gab es beispielsweise gefärbte Glasperlen, die wie Halbedelsteine aussahen. Heute ist Modeschmuck oft durchaus „echt“, also aus echtem Silber beispielsweise, aber insgesamt trotzdem nicht schrecklich wertvoll.
Noch in der Generation unserer Eltern und Großeltern war es gang und gäbe, dass Schmuckstücke vererbt wurden. Bei Uhren ist das wohl schon etwas länger nicht mehr der Fall gewesen, aber Ringe, Ketten, Armbänder, Broschen, Ohrringe und Anhänger… da kennen wir selbst noch das ein oder andere Familienerbstück. Schaut man in seine eigene Schmucksammlung, dann kann man sich schonmal fragen, was davon sich noch zum Vererben eignen würde. LoL… Bei manchen ist das vielleicht nur noch der Ehering, sofern vorhanden.
Dass Schmuckstücke umgearbeitet werden mussten, um dem Geschmack der Zeit zu entsprechen, ist nicht so neu. Aber zumindest hatten die Stücke einen entsprechenden Wert, der eine Umgestaltung hat sinnvoll erscheinen lassen.
Ich bin neulich auf die Geschichte der „La Peregrina“ – einer weltberühmten Perle – gestoßen und diese steht in so krassem Gegensatz zu der heutigen Zeit, dass ich euch davon erzählen will.
„La Peregrina“ – Die Pilgerin
„La Peregrina“ bedeutet die Pilgerin und die Geschichte der Perle reicht zurück bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Man kann ihre „Wanderschaft“ mehr als 500 Jahre zurückverfolgen. Das reicht länger zurück, als sich so manche Familiengeschichte nachvollziehen lässt.
Der Legende nach hat ein Sklave sie an der Küste der Insel Santa Margarita im Golf von Panama gefunden. Sie wurde an Don Pedro de Temez – den Verwalter der spanischen Kolonie – übergeben und der Sklave erlangte damit seine Freiheit.
Die Perle gelangte von dort an den spanischen Hof und der spanische König Phillip II. machte sie im Jahre 1556 seiner zweiten Frau Mary Tudor zum Hochzeitsgeschenk. Mary trug die Perle als Anhänger an eine Brosche, wie in dem Gemälde von Antonis Mor rechts zu sehen ist. Nach ihrem Tod 1558 fiel die Perle an die spanische Krone zurück und blieb für die nächsten 250 in deren Besitz. Sie wurde ein Lieblingsstück der Königinnen dieser Zeit. Margarete von Österreich, (1584–1611) die Frau von Phillip III trug die Perle ebenso, wie Élisabeth de Bourbon (1602-1644), 1. Frau von Phillip IV) und Maria Anna von Österreich (1634–1696, Frau von Phillip IV und später Königin von Spanien).
1808 wurde der Bruder von Napoleon, Joseph Bonaparte, als spanischer König eingesetzt und nahm sie später als Teil der Kronjuwelen mit, als er sein Königreich nach einer Niederlage gegen Frankreich verlassen musste. In dieser Zeit erhielt die Perle auch ihren Namen – La Peregrina – die Pilgerin/Wallfahrerin.
Joseph vererbte die Perle seinem Neffen, dem späteren Napoleon III von Frankreich.
Dieser verkaufte La Peregrina während seines Exils in England an James Hamilton, Duke of Abercorn. Hamilton kaufte die Perle für seine Frau Louisa. Es gibt mindesten 2 Geschichten nach denen die Perle wegen ihres enormen Gewichts aus ihrer jeweiligen Fassung gepurzelt ist und fast verloren ging. Das eine Mal in einem Sofa in Windsor Castle, das andere Mal auf einem Ball in Buckingham Palast. Die Familie Hamilton blieb im Besitz der Perle bis 1969, als sie bei einer Auktion bei Sotheby’s versteigert wurde.
Der amerikanische Schauspieler Richard Burton ersteigerte die Perle für 37.000 Dollar und schenkte sie seiner Frau Elisabeth Taylor zum Valentinstag (während ihrer 1. Ehe). Taylor beauftragte später Cartier mit einer Umgestaltung. La Peregrina bildet seitdem den Abschluss eines außergewöhnlichen Colliers aus Perlen, Diamanten und Rubinen.
Im Dezember 2011 erzielte das Collier bei der Versteigerung von Taylors Nachlass bei Christie’s den Rekordpreis von 11 Millionen Dollar. In diesem Link zur BBC befindet sich ein Video der Auktion, in dem das Collier sehr gut zu sehen ist
Wem die Perle heute gehört konnte ich nicht herausfinden. 🙂
Übrigens: La Peregrina hat die Größe eines Taubeneis und eine Tropfenform bzw. Birnenform. Ihre Abmessungen sind 17,56mm x 25mm und ihr Gewicht beträgt 50,6 Karat oder 10,2 Gramm.
Ich finde diese Geschichte sehr interessant und denke ein Schmuckstück mit Geschichte hat irgendwie einen besonderen Reiz. Natürlich wird man sich kaum jemals ein so derart exklusives, teures und geschichtsträchtiges Stück wie die La Peregrina leisten können. Aber ich trage zum Beispiel einen umgearbeiteten Ring meiner Großmutter und es gefällt mir damit eine Verbindung herzustellen, zu anderen Generationen meiner Familie und zu Personen.
Selbstverständlich trage ich auch viel Schmuck, der bei weitem nicht so wertvoll ist, weder materiell noch immateriell. Daran gefällt mir einfach die Möglichkeit abzuwechseln und nicht immer die selben Stücke zu tragen. Und natürlich muss man sich nicht ewig Sorgen machen mal ein Teil zu verlieren.
Wie seht ihr das?
Tragt ihr Erbstücke? Wertvollen Schmuck?
Oder doch eher günstige und dafür extrem modische Schmuckstücke?
Kerstin meint
Ich hatte als Studentin einen umgearbeiteten Ehering meiner Großgroßtante von 1898. Das Datum war eingraviert. Ich habe diesen Ring so geliebt, dass ich ihn nicht mit ihm ins Meer zum schwimmen nehmen wollte und ihn am Strand auf Formentera abzog. Mir fiel er dabei aus der Hand in den Sand und war von einer Sekunde auf die andere verschwunden! Zu fünft haben wir gefühlt den halben Strand umgebuddelt, aber er blieb verschwunden! Seitdem trage ich meinen Ehering bei wirklich jeder Gelegenheit, auch bei allen Arbeiten. Ansonsten trage ich lieber Modeschmuck, zumal „Erbstücke“ meistens Gold sind und ich momentan mehr auf Silberschmuck stehe.
Kerstin meint
Familienschmuckstücke müssen materiell nicht sehr wertvoll sein, trotzdem sind sie die Verbindung zu unseren Vorfahren, stellen quasi unsere Wurzeln dar. Deshalb sind sie unbezahlbar.
Ich bekam zu meiner Konfirmation von meiner Urgroßmutter einen Anhänger, welchen sie selbst zu ihrer Konfirmation bekommen hatte. Im ersten und zweiten Weltkrieg hat sie viel verloren, doch den Anhänger behielt sie, schenkte ihn dann mir. Schmuck wurde getragen, berührte die Haut, war mit besonderen Anlässen verbunden und hat deshalb im Vergleich zu alten Fotos eine zusätzliche Dimension.
Anja meint
Eine außergewöhnliche Geschichte. Und ja, auch ich trage zu Feierlichkeiten ein besonderes Schmuckstück. Es ist ein goldener Ring mit einem Rubin, den mir die Großmutter meines Mannes geschenkt hat. Der Ring ist der Ehering ihrer Mutter, den sie umgearbeitet hat lassen. Ihre Schwester hatte das gleiche mit dem Ehering ihres Vaters getan, als beide verstorben waren.
Katja meint
Eine sehr schöne Art an liebe Verwandte bzw. sehr wichtige Menschen zu gedenken. <3
Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Volker & Katja
Nicoletta-Maria Wolfsbauer meint
Eine schöne Geschichte hast du da ausgegraben!
Ja ich habe und trage auch Erbschmuck. Es sind meine schönsten und liebsten Stücke. Modeschmuck habe ich auch, er hat aber bei weitem nicht die Ausstrahlung von den Erbstücken.
Liebe Grüße, Nicoletta
Cindy meint
Hey,
mensch ist das ein spannender Blog Artikel. Der hat mich wirklich sehr zum nachdenken gebracht. Ich habe mich gedanklich auch schon mit der Thematik befasst und habe tatsächlich festgestellt, dass ich so gut wie kein vererbbaren Schmuck besitze. Ich bin für mich auch zum Entschluss gekommen, dass ich echten Schmuck nur noch gebraucht kaufe. 1. Müllvermeidung.
LG Cindy =)
Leni meint
Ich habe von meiner Oma zwei Ketten bekommen. Die eine im Originalzustand und die andere umgearbeitet, beide trage ich total gerne. Ich mag es an sie erinnert zu werden und der Schmuck ist auch recht zeitlos und dezent.
Liebe Grüße,
Leni 🙂
http://www.sinnessuche.de
Sigrid meint
Ich habe für mich entschieden, nur „wertvollen“ Schmuck zu tragen, weil ich es mir wert bin. Wenn man weiß, durch welche Prozesse im Univeresum Gold, Silber und Edelsteine entstehen, ehe sie das sind, was sie sind, spüre ich diese Energie, wenn ich sie trage. Sie lösen eine Entwicklung in mir aus und begleiten mich auf gute Weise. Meinen Enkelinnen werde ich dieses Wissen und den Schmuck mit auf ihren Lebensweg geben.
Sigrid
Volker meint
Das ist eine tolle Einstellung, liebe Sigrid. Besonders mag ich: Weil ich es mir wert bin. Gerade wenn man Kinder und später dann Enkel hat, verzichtet man auf vieles, nur um allen gerecht zu werden. Ich wünsche Dir einen schönen Feiertag!
LG