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Ich denke die meisten von uns kennen das Gefühl, wir kommen in einen Raum und gefühlt schaut uns jeder an.. Ein ätzendes Gefühl, oder? Aber warum empfinden wir das als negativ? Wir wissen doch gar nicht was die vielen Leute denken!
Mir ging das fast mein ganzes Leben so, sobald mich jemand anschaute, unterstellte ich negative Gedanken. Ein Typ in der Disco musterte mich sehr eingehend, ich dachte automatisch, dass er denkt ich sei zu dick. Eine Frau in der S-Bahn sah mich an, ich fragte mich automatisch was wohl mit mir nicht in Ordnung sei. Traurig oder?
Seit ich mit dem Bloggen und der Erforschung meiner Komplexe begonnen habe, versuche ich solchen Dingen auf den Grund zu gehen. Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht. Immer wieder schreiben mir, vor allem Leserinnen, dass sie sich lieber verstecken, weil sie die (gefühlt) abschätzigen Blicke nicht ertragen möchten oder können.
Das Bild (rechts von diesem Text) zeigt eine typische Situation, die mir persönlich lange unangenehm war: Das Betreten eines Raumes, in dem viele fremde Leute sind. In dieser Situation wären mir früher tausend Gedanken durch den Kopf geschwirrt: Warum gaffen die so? Können die bitte aufhören so zu starren? Ob die wohl denken „Boah, ist die dick!“… ? Mein Ziel wäre es gewesen möglichst schnell aus dieser Situation herauszukommen. Ich hätte wohl einfach auf mein Handy oder den Boden gestarrt…
Auffällige Kleider waren aus diesem Grund lange ein absolutes No-Go für mich, denn meine Devise war immer: Bloß nicht unnötig auffallen! Auf diesem Bild trage ich nun aber ein braunes, langes Strickkleid mit Rollkragen mit einem braunen Taillengürtel und darüber einen blauen Reversmantel, alles aus der Influencer Kollektion von Ulla Popken. So war ich in Luxemburg unterwegs, aber diesen Look hätte ich früher niemals getragen!
Heute liebe ich es mich schick und körperbetonter zu kleiden und die Blicke fremder Menschen sind mir relativ egal! Ich habe es geschafft, aus meinem Teufelskreis aus negativen Gedanken auszubrechen.
Es ist nämlich absolut falsch anzunehmen, dass die Blicke der Menschen immer böse gemeint sind. Wir können keine Gedanken lesen und solange das Gedachte nicht verbalisiert wird, können wir nicht sicher sein, wie ein Blick zu deuten ist.
Natürlich gibt es durchaus Signale, die non-verbal verständlich sind. Augenverdrehen, Naserümpfen, Würgen, Stirnrunzeln, bestimmte Gesten wie Finger in den Hals, Hand an die Stirn, etc. lassen meist unmissverständlich erkennen, was unser Gegenüber über uns denkt. Doch Blicke sind definitiv nicht so leicht zu durchschauen! Warum also lassen wir uns so leicht verunsichern?
Als Jugendliche bekam ich oft zu hören, ich würde so böse gucken, was als Zeichen meiner Arroganz gedeutet wurde. Ich habe mich immer gewundert, weil ich so gut wie nie bewusst böse wirken wollte und arrogant schon dreimal nicht. Trotzdem wirkte ich so auf Andere. Ich habe mir schon damals viele Gedanken darüber gemacht und schon oft versucht ständig freundlich zu schauen. Aber ehrlich gesagt ist das gar nicht möglich.
Think positive!
Ich bin nicht jeden Tag gut drauf und wenn ich z.B. durch die Innenstadt laufe, dann gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Ich scanne nicht pausenlos meine Umgebung nach bekannten Gesichtern. Ständig auf meine Mimik zu achten ist schier unmöglich und auch völlig unnötig. Diesen Gedanken hole ich heute jedes Mal aus der Versenkung, wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand komisch angeschaut hat. Ich weiß nicht was der Person gerade im Kopf herumging. Vielleicht hat sie auch nur durch mich hindurch geschaut, mich gar nicht wirklich gesehen?
Oder, noch besser: Vielleicht war der Blick sogar positiv zu deuten? Was wäre, wenn dem Typ in der Disco von damals gefallen hat, was er gesehen hat und er nur zu schüchtern war, um mich anzusprechen? Was wäre, wenn die Dame in der S-Bahn mich einfach nur hübsch fand? Ich werde es nie erfahren, aber diese Denkweise empfinde ich als deutlich angenehmer. In dem Moment, in dem ich aufgehört habe mir ständig den Kopf darüber zu zerbrechen, was Andere über mich denken, habe ich angefangen frei zu sein. Doch bevor ich das konnte, musste ich nicht nur meine Denkweise ändern.
Wenn Du nicht gut über Dich denkst, warum sollten es die Anderen tun?
Mein Selbstbild war der Schlüssel! Erst als ich anfing mich selbst so zu akzeptieren, wie ich bin, erst dann konnte ich auch meine Sichtweise in Bezug auf die Blicke der Anderen ändern. Ich habe erkannt, dass ich Blicke so negativ gedeutet habe, weil ich selbst so ein schlechtes Bild von mir hatte. Ich fand mich nicht schön, ich hasste z.B. meine Beine und dementsprechend bezog ich alle Blicke immer auf meine angeblichen Makel.
Doch wer ist schon perfekt und wäre ich wirklich glücklicher, wenn ich dünner wäre oder andere Beine hätte? Ich glaube nicht! Niemand ist perfekt und niemand muss perfekt sein, um geliebt und begehrt zu werden, um Freunde oder einen Partner zu finden, um ein erfülltes Leben zu haben. An erster Stelle müssen wir, wir selbst sein und zu uns stehen! Wer uns so nicht akzeptiert, den brauchen wir nicht in unserem Leben. Und wir haben nur ein Leben. Unsere begrenzte Zeit sollten wir nicht mit Grübeln über Dinge verschwenden, die wir sowieso nicht ändern können.
Niemand muss sich jeden Tag super mega toll finden, aber ich glaube wir sollten doch alle zumindest ein neutrales Selbstbild aufbauen. Die Toleranz und Akzeptanz, die wir uns von Anderen wünschen, sollten wir auch uns selbst gegenüber entwickeln. Ich arbeite täglich daran, reflektiere meine Gefühle, spreche oder schreibe darüber. Das ist meine Therapie und es lohnt sich! Mir geht es so viel besser, ich reiße meine Mauern Stück für Stück ein. Und ihr schafft das auch! Ich glaube an euch, also tut ihr das bitte auch! <3
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