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Aktuell kommt in mir immer öfter die Frage auf, ob das, was ich seit über 25 Jahren beruflich mache, genau das ist, was ich auch in Zukunft machen möchte bzw. ob der Weg, den ich beruflich eingeschlagen habe, wirklich der richtige für mich ist. Dabei schwingt im Hintergrund durchweg die Frage mit, ob ich eine Midlife Krise habe oder ob es einfach Zeit wird, neue Wege zu gehen …
Ich weiß, die Vergangenheit kann ich nicht ändern, es gab Höhen und Tiefen, aber zum Glück überwiegen die glücklichen Momente. Damit kann ich dieses Kapitel schon mal abschließen. Bleibt also noch die Zukunft. Möchte ich daran etwas ändern oder ist der „sichere Hafen“ genau meine Erfüllung? Ich bin mir wirklich sehr unschlüssig, sonst würden mir doch nicht ständig solche Gedanken in den Sinn kommen. Oder was meint ihr? Ist das einfach nur normal? Geht es euch auch so?
Versteht mich nicht falsch, ich arbeite in einem tollen Unternehmen mit sehr netten Kolleginnen und Kollegen, in dem man füreinander da ist, auch privat. Eigentlich habe ich keinen Grund mir über andere Möglichkeiten/Wege Gedanken zu machen. Und trotzdem sind diese Gedanken täglich präsent. Möglich, dass es an meinem Arbeitspensum liegt und ich einfach nur überlastet bin. Ich bin erfolgreich und gehe oft an meine Grenzen, aber ist das wirklich das, was ich brauche? Muss ich vielleicht einfach nur kürzer treten? Ich bin ernsthaft auf der Suche nach Antworten.
Meine Arbeit ist mir wichtig, aber sie darf nicht mehr mein Leben sein. Daran muss ich definitiv etwas ändern! Viele Jahre habe ich nur funktioniert. In meiner Welt musste das so sein, es ist/war ein innerer Zwang. Ich kann gut mit Druck umgehen, mache ihn mir aber leider zu oft auch selbst. Meine mir eigens auferlegte Messlatte, allen und jedem gerecht zu werden, treibt mich stets voran und bringt mich an meine Belastungsgrenzen. Viel zu oft verarbeite ich bestimmte berufliche Ereignisse auch nachts. Oft kann ich nicht richtig ausschlafen, bin viel zu früh wach und das, obwohl wir recht spät zu Bett gegangen sind. Gesundheitlich wird sich das mit Sicherheit irgendwann rächen. Das heißt: Entweder ich muss meine Einstellung und mein Verhalten ändern, oder ich muss neue Wege gehen und mich beruflich verändern.
Jetzt wo meine Kinder groß sind und ich immer mehr Zeit für mich gewinne, könnte ich raus aus diesem Hamsterrad. Ich habe mich in den letzten Jahren privat sehr verändert, hier bin ich glücklich und der Schritt in Richtung Scheidung von meiner Exfrau, war die beste Entscheidung, die ich hätte machen können. Ob ich das über einen Jobwechsel im Nachhinein auch sagen würde?
Ich möchte definitiv mehr Lebenszeit mit meinen Lieben verbringen, aber brauche auch mehr Zeit für mich. Ich möchte raus aus meinem bisherigen “Und täglich grüßt das Murmeltier Verhalten“. Aber was wären die Konsequenzen? Bin ich bereit meinen Job und die damit verbundenen Vorteile für mehr persönliche Freiheit zu opfern? So weit bin ich ehrlich gesagt noch nicht.
In den nächsten Wochen erfülle ich mir allerdings einen schon länger gehegten Wunsch: Ich gehe ins Kloster. Keine Angst, natürlich nicht für immer. Ich werde mir aber für ein ganzes Wochenende eine Auszeit nehmen, von allem, was meinen normalen Alltag bestimmt. Ich erhoffe mir dadurch viele neue Erkenntnisse und Eindrücke, die mich eventuell in meiner aktuellen Findungsphase unterstützen. Ich werde im Anschluss an den Aufenthalt natürlich darüber berichten. Drückt mir die Daumen, dass es mir etwas bringt.
Ralf Hack meint
das Gefühl, die Stimmungen, das Grübeln kenn ich.
ich bin niemand, der dauernd den Job wechselt, weil ihm was gegen den Strich geht, wenn ich irgendwo arbeite, identifiziere ich mit dem Unternehmen für das ich arbeite. Aber zweimal in meinem Leben kam ein Zeitpunkt, an dem ich merkte, so kann es nicht weitergehen.
Im ersten Job nach 15 Jahren, als ich durch den Boss mehr oder weniger aus dem Beruf gemobbt wurde, im zweiten Job, als ich mir nach 16 Jahren die Frage stellte, was kannst du noch erreichen ? Willst du noch 17 Jahre am ein und selben Schreibtisch sitzen ?? Als dies dann zu einem klaren Nein wurde, habe ich mich zu etwas ganz neuem entschieden. Zuerst wieder im Angestelltenverhältnis, aber dennoch mein eigener Herr, und jetzt seit eineinhalb Jahren selbständig. Und ich ärgere mich, dass ich es nicht schon früher gemacht habe. Der Urlaub ist zwar weniger geworden, manche Tage haben auch 12 Arbeitsstunden, aber ich habe mein eigenes Büro in meinem Heimatort, werde geschätzt, und niemand schreibt mir vor, was ich wann zu tun und zu lassen habe.
Ich weiß, wofür ich arbeite und ärgere mich, diesen Schritt nicht schon 10 Jahre früher gemacht zu haben.
Und noch etwas ganz wichtiges kommt hinzu…ich liebe meinen Job
Volker meint
Hallo Ralf,
danke für Deine Offenheit. Gefühlt, bin ich gerade an dem Punkt …..will ich da in ein paar Jahren noch sitzen 🤔. Ich brauche wohl noch etwas Zeit um klarer zu sehen, möchte aber trotzdem umgehend eine Lösung. Das funktioniert definitiv nicht zusammen. Für Deinen Weg wünsche ich Dir weiterhin viel Erfolg. Absoluten Respekt, was Du in den letzten Jahren in Deinem Leben verändert hast.
Kay meint
Hach. Ich habe mir mit meinen bald 30 Jahren schon öfter diese Frage gestellt 😀 Dann hätte ich aber schon mehrere , in meinem Fall, „Quarterlife-Krisen“ durchgemacht 😀 Ich hege die Hoffnung, dass es sich bei mir einfach um einen ganz normalen Drang nach Veränderung handelt 😀
So oder so ist es bei dir aber offensichtlich an der Zeit, neue Dinge in Angriff zu nehmen, weil du das Gefühl hast nicht mehr 100%ig glücklich zu sein. Und in diesem Fall ist Veränderung immer gut, denke ich.
Möge dir dein Wochenende im Kloster die Erkenntnisse und Antworten bringen, die du dir erhoffst. Ich denke, diese kleine Auszeit ist perfekt dafür!
Liebe Grüße, Kay.
http://www.twistheadcats.com
Volker meint
Hallo Kay,
mein 30. Geburtstag war gefühlsmäßig sehr schlimm. Dachte ich doch damals, ok….nun hast Du Dein Leben gelebt. 😂 Alle Geburtstage im Anschluss waren total easy und entspannt. Zumindest in diese Richtung mache ich mir vorerst keine Sorgen .😎
Vielleicht kann ich grundsätzlich „einfach“ mal einen Gang zurückschalten, bevor mein Körper mich dazu zwingt. Das ist Punkt 1 auf der Liste.
Von der Auszeit im Kloster verspreche ich mir wirklich sehr viel (na toll, damit setze ich mich ja schon wieder unter Druck 😉). Bin wirklich sehr gespannt!
Vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine Ehrlichkeit.
LG