Manchmal liege ich abends im Bett und die Tränen laufen mir übers Gesicht. Meine Augen brennen, schwellen an und ich bekomme kaum noch Luft, kann nur noch Schluchzen, weil sich mein Körper durch die Fülle an Emotionen, die mich durchfahren, krümmt. Selbstzweifel gepaart mit Unverständnis und der verzweifelten inneren Suche nach Erklärung, oder auch Klärung, rauben mir den Schlaf…
Die Auslöser solcher Nächte sind vielfältig und doch gleich in ihrer Ursache. Heute ist so eine Nacht. Volker und ich haben uns gestritten. Das kommt wahrlich selten vor, aber wenn, dann ist es umso schwieriger für mich damit umzugehen. Ich neige immer dazu alles was er sagt sehr persönlich zu nehmen. Er kann hundert Mal sagen, er habe ein grundsätzliches Problem, doch ich beziehe es auf mich. Meine Selbstzweifel sind in solchen Situationen lauter denn je.
Es gibt Tage, da merke ich schon beim Aufstehen, dass ich unsicher bin. Manchmal sind die Hormone der Auslöser, manchmal habe ich aber auch einfach einen schlechten Tag, zu wenig geschlafen, es gab Probleme im Job, was auch immer. Dann bin ich schlecht gelaunt und zweifle an mir und meinem Leben. Es gibt aber auch Tage, an denen mich der Zweifel aus heiterem Himmel, wie der Blitz trifft. Ich gehe, um nur ein Beispiel zu nennen, gut gelaunt aus dem Haus, schlendere durch die Stadt und BÄM, ich sehe mich im Schaufenster. Schlagartig ist meine gute Laune dahin und ich hinterfrage innerlich mein Outfit, meine Figur, quasi meine ganze Person.
In meiner Jugend brachten mich solche Situationen oftmals völlig aus dem Gleichgewicht. Die Diskrepanz zwischen meinem Gefühl (wie ich mich fühlte) und meinem Aussehen (wie ich mich im Spiegel/Schaufenster sah) ließ mich binnen weniger Sekunden von einer zufriedenen, zu einer unsicheren und eingeschüchterten Frau werden. Kam dann noch jemand auf die Idee mich zu kritisieren oder zu foppen, war der Tag für mich gelaufen. Ich entfloh der Situation, um mit meinen Selbstzweifeln den restlichen Tag oder die Nacht zu verbringen.
Es ist so traurig, dass ich mich so lange nur über mein Aussehen definiert habe. Obwohl ich noch viel mehr zu bieten hatte, konnte ich selbst das nicht erkennen. In meinem Kopf ging es immer nur um meine Figur…
Die unterschiedlichsten Menschen sagten mir (damals wie heute) immer wieder, wie selbstbewusst ich wirke, souverän nannten mich einige sogar. Innerlich musste ich oft lächeln, denn ich wusste ja, wie es wirklich in manchen Momenten in mir aussah. Was bin ich manchmal unsicher, nervös, unentspannt… Aber ist das nicht normal? Absolut! Natürlich schmeichelte mir das trotzdem, wer möchte nicht selbstbewusst, stark und nahezu unverletzbar wirken?
Volker tickt da ganz anders, er ist viel rationaler und definitiv auch selbstbewusster, als ich. Während wir versucht haben unseren Streit wenigstens etwas zu klären, fiel mir auf, dass auch Volker mich für deutlich stärker zu halten schien, als ich bin. Er kam gar nicht auf die Idee, dass der Grund für meine Handlung, die ihn so ärgerte, meine Selbstzweifel sein könnten. Damit hatte auch ich nicht gerechnet. In meiner Gedankenwelt stand fest, dass Volker mich doch kennt und wissen muss, was in mir vorgeht!?
Die Erkenntnis, dass dem nicht so war, ließ meine Tränen versiegen und brachte mich dazu, aus dem Bett aufzustehen und mich an den PC zu setzen. Warum nehme ich seinen Ärger so persönlich? Hatte ich ihm doch vorher nie von diesem wunden Punkt, der durch unseren Streit aufgedeckt wurde, erzählt. Mir wurde klar, dass ich sogar ihm gegenüber gerne stark wirken wollte und deshalb versucht habe bis zum Schluss den Schein zu wahren. Jetzt sehe ich das ein. Während mir die Tränen übers Gesicht liefen, sah ich im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts mehr.
In solchen Momenten stelle ich alles in Frage. Ich zweifle an mir und meiner Bedeutung für ihn. Aber: Nur weil er anderer Meinung ist, heißt das doch nicht, dass er mich nicht mehr liebt oder weniger wertschätzt. Es ist völlig okay, in manchen Fragen anderer Meinung zu sein. Wichtig ist nur, dass man darüber spricht und versucht dem Partner seine Sichtweise zu erklären, damit er zumindest versteht, warum man so reagiert. Ich glaube er hat verstanden, was mein Problem an seiner Reaktion war und ich habe kapiert, warum er sauer war.
Akzeptanz fängt bei Dir an
Wenn ich wieder klar im Kopf bin, dann ärgere ich mich meistens über mich selbst und nehme mir vor, in der nächsten Situation auch rationaler zu reagieren. Und jetzt gerade frage ich mich, ob ich das jemals schaffen werde. Ich komme immer wieder ins Schwanken, sei es in meiner Ehe, im Beruf, in der Freizeit… Die Häufigkeit nimmt zwar stetig ab, aber der Zweifel, die dumme Sau, ist noch da. Und deshalb frage ich mich, vielleicht sollte ich den Zweifel als Teil von mir endlich mal akzeptieren?
Ich glaube tatsächlich, dass das ein weiterer Schritt in Richtung Selbstliebe und Selbstakzeptanz darstellen könnte. Ich habe jahrelang versucht mich gegen ihn zu wehren, ihn zu unterdrücken und zu verdrängen, aber er hat es immer wieder geschafft mich zu erwischen. Und deshalb nehme ich mir ab sofort vor, den Zweifel einfach zu akzeptieren und ihm dadurch hoffentlich seine Macht zu nehmen. Ich muss nicht immer stark ein, ich darf zweifeln, ich muss mich auch nicht immer schön finden, aber ich darf nicht zulassen, dass der Zweifel die Oberhand gewinnt!
Was Anfeindungen von außen angeht, bin ich schon ein riesiges Stück weiter. Ich hatte euch ja von meinem „Moppel Erlebnis“ erzählt. Hier habe ich meine Zweifel so gut wie besiegt. In nächster Nähe, das heißt in Bezug auf Volker und auf mich selbst, wird das wohl etwas schwieriger, aber ich bin optimistisch genug, um es zu probieren!
Wie geht ihr mit Selbstzweifeln um? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
Jessica meint
Liebe Katja,
es fühlt sich wundervoll an deinen Post zu lesen. Ich finde mich darin wieder und kann deine Gefühle in dieser Situation sehr gut nachempfinden. Sehr persönlich und sehr mutig. Ich bin davon überzeugt, dass sich viele Menschen darin wiederfinden aber nicht alle kennen einen Weg damit umzugehen. Sich selbst zu reflektieren und sich selbst als emotionales Wesen so anzunehmen wie man ist, könnte doch ein großer Anfang sein. Schön wie ihr zusammen als Paar einen Weg gefunden habt darüber zu reden. Weiter so.
Emma meint
Hey Süße 😘
Ich habe vor vielen Monden meinem Mann eine Karte geschenkt. Außen stand: nicht immer mag ich Dich. Innen stand : aber immer lieb ich Dich.
Das kann für unseren Partner gelten als auch für uns selbst. Selbstzweifel kennen wir alle, sei es aufgrund unserer körperlichen Situation oder unserer Intelligenz, Verfassung was auch immer. Wichtig ist sich in diesen Momenten zu lernen zurück zu nehmen und versuchen die positiven Gedanken zu zu lassen. Gesundheit, Liebe, Stabilität an einem selbst, deren die im Bett neben dir liegen und derer die Deinen Weg begleiten. Du bist, und das sagen wir Dir immer wieder, einer der schönsten Menschen die wir kennen. Innen wie außen. Lass uns hoffen dass Du irgendwann verstehst was das bedeutet 💙.
Jassi meint
Liebe Katja,
Danke für diese Zeilen.
Ich kenne das nur zu gut…
Ich habs so oft, ich fühle mich
toll, hübsch und meine zufrieden mit mir zu sein. Dann sehe ich mich auf einem Foto… am Liebsten würde ich mich sofort verkriechen und denke: „Sowas kann man lieben ?“ Und sag meinem Partner auch:“ du bist jung und dynamisch, vielleicht suchst Du Dir besser jemand anderen. Ich bin nicht die Richtige für Dich“
Ich musste lernen, dass sowas total gemein ist und auch nicht der Realität entspricht.
Mein Partner und ich streiten wirklich sehr sehr selten, aber wenn, dann auch meist nur aus meiner Unzufriedenheit mit mir selber raus. Auf Komplimente reagierte ich auch oft mit „: Ich glaub du brauchst ne neue Brille “ oder „Blödsinn, das kann doch gar nicht so sein“…
Und das verletzte ihn…
Wenn ich heute so einen Tag hab, dann sag ich ihm :“ Pass auf Schatz, ich hab heut nen blöden Tag, ich fühl mich mega hässlich o.ä. nimm bitte nicht so ernst was ich heute sage“
Er tut dann alles, damit ich mich besser fühle. Klappt manchmal, manchmal aber auch nicht….
Irgendwann wird das gemeine Zweifeln sicher auch aufhören…
Man steckt seit Jahren in seinem Denken fest und dann geht es nicht von heut auf morgen, dass man die alten Muster ablegt.
Aber irgendwann geht das, da bin ich mir sicher
Liebe Grüsse
Jassi
Gerd und Christine Spranger meint
Zweifel an der Beziehung – Jeder Mensch, der in einer Beziehung lebt, kennt Zweifel. „Soll ich mit meinem Partner zusammen bleiben“, „Ist es der richtige Partner für mich?“, „Wäre es nicht besser, sich zu trennen?“. Das sind Fragen, die sich Personen manchmal stellen, wenn sie unzufrieden mit ihrer Situation sind. Das ist dann der Fall, wenn die Harmonie in dieser Partnerschaft gestört ist, es nicht rund läuft. Vielleicht ärgert sich einer, weil der andere sich ganz anders als erwartet verhält. Plötzlich zweifelt ein Mann oder eine Frau generell an dieser Beziehung. Auch uns als langjähriges Paar, ist das immer wieder mal passiert.
Ausschlaggebend dafür ist oft der Alltag, der beinhart zuschlagen kann. Der Stress wird dann zur Lebensbelastung. Wir als Partner können in solchen Situationen oft gar nicht mehr unterscheiden, woher die Probleme wirklich rühren. Oft ist es dann der eigene Lebensgefährte oder die Lebensgefährtin, die für alles Mögliche verantwortlich gemacht werden. Die großen Gefühle aus der Anfangszeit, in der sich Paare gegenseitig durch die rosarote Brille wahrnehmen, sind verschwunden. Plötzlich sieht man auch die negativen Seiten beim anderen.
Die Aufgaben des Lebens, Probleme und Herausforderungen, können so massiv sein, dass sich Menschen sogar nicht einmal mehr selber wahrnehmen. Zu groß ist dann der Druck, der von außen auf ihnen lastet. Ganz zu schweigen vom eigenen Partner. Von schönen Momenten können Personen an schlechten Tagen mit dem anderen nur träumen.
Aber gerade das macht eine gute Beziehung aus: Probleme und Krisen gemeinsam zu meistern und sich dabei eben nicht aus den Augen zu verlieren oder den anderen gar als Gegner oder Verursacher zu sehen. Zusammen als Paar stark sein bedeutet, in schlechten Tagen zusammenzuhalten und sich nicht gegenseitig die Schuld zu geben. Gemeinsam eine Lösung finden, dem anderen Mut zusprechen – das sind Dinge, die ein Paar weiterbringen.
Natürlich gibt es immer wieder besonders herausfordernde Situationen, die Menschen in einer Beziehung meistern müssen. Wenn einer von beiden beispielsweise fremdgegangen ist, das Vertrauen des anderen damit aufs Spiel gesetzt hat, oder wenn man keinen gegenseitigen Respekt mehr für einander an den Tag legt. Manche gehen soweit, den eigenen Partner vor Außenstehenden schlecht zu machen, ihn zu beschimpfen oder durch den Dreck zu ziehen. Wenn das passiert, dann stimmt etwas nicht mehr. Das sind Gründe, die für eine Trennung sprechen mögen.