Mit dieser Frage beschäftigen sich in der letzten Zeit tatsächlich immer mehr Menschen. In diversen (Online) Magazinen und Zeitschriften erscheinen Artikel dazu und in vielen Social Media Gruppen wird heftigst darüber diskutiert.
In diesem Wirrwarr aus den unterschiedlichsten Artikeln ist mir einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben. Geschrieben von Inga Griese (Journalistin und Autorin) und erschienen auf der Fusionsseite der Tageszeitung Die Welt und dem Nachrichtensender N24 (beides Medienkonzern Axel Springer), die ich im übrigen nicht für sonderlich seriös halte, deren Artikel aber immer mal wieder, da sehr polarisierend, in meinem bzw. unserem Feed landen. Nun ja, ich möchte den besagten Artikel mit dem Titel „Ist es wirklich wünschenswert, dass Models dick sein dürfen?“ hier nicht verlinken, da er noch mehr Aufmerksamkeit nicht verdient hat, aber ich fasse euch mal die unmöglichsten Stellen zusammen.
Direkt unter der Überschrift findet man ein Video von Ashley Graham, in dem sie als Model für Michael Kors zu sehen ist. Darunter findet man folgende Aussage: „Nichts gegen Grahams Geschäftssinn. Aber Übergewicht ist ein Problem – und keine Errungenschaft.“ Ach… Echt? Das ist ja mal was ganz neues! Bitte, was soll das? Das nenne ich mal Qualitätsjournalismus! Ich komme später darauf zurück.
Role Model ja – Model nein!?
Weiter geht es mit Grieses Meinung zu „dicken“ Models (sie ist – oh Wunder- gegen dicke Models) und einer kurzen Abhandlung der Top 10 der bestverdienenden Models. Ashley Graham landete dieses Jahr auf Platz 10! Im Anschluss schreibt sie kurz über Ashley Grahams Erfolg und Optik und fragt sich, warum Frauen wie Ashley überhaupt Model sein müssen. Ihre Ablehnung begründet sie mit dem folgenden Satz: „Die Oberschenkel sind furchtbar.“ Weiter schreibt sie, das sei ja kein Bashing gegen Dicke, sondern ihre Meinung, man kenne diese Sorte ja nur zu gut in zu kurzen Shorts aus dem Disneyland in Orlando (Anmerkung: Richtig wäre Disney World gewesen). Da bleibt mir echt die Spucke weg! Was bitte spricht dagegen Models in allen Größen und Ausprägungen „laufen zu lassen“? Die Menschen kommen nun mal in allen Größen und Formen! Sollen Dicke oder Kleine derweil in Sack und Asche gehen? Ist ein dickes Model ein Angriff auf Ihr Schönheitsideal, Frau Griese?
Wir werden es wohl nie erfahren. Also weiter im Text. Für Griese sind weder Ashley Graham, noch die vielen zu dünnen Models Vorbilder. Allerdings sei Model ja ein Beruf und dieser hätte bestimmte Anforderungen. Offensichtlich erfüllt Ashley diese Anforderungen, allerdings fragt sich Griese warum es nur Gesetzte gäbe, die dafür sorgen, dass Mädchen nicht mehr zu dünn sein dürfen und nicht auch umgekehrt welche, die zu dicke Models ausbremsen. Übergewicht sei ja, laut diverser Studien, das große Problem nicht nur der westlichen Welt. Ausreden lässt sie nicht gelten, denn immerhin hätten tatsächlich nur 2% aller Übergewichtigen Menschen eine Stoffwechselerkrankung. Aber jeder Mensch hätte den Spielraum für Veränderung, der ihm oder ihr von der Natur vorgegebenen Figur. Wobei Ashley Graham keine Ermunterung darstelle.
Body Bashing und seine Folgen
Puh… Ich musste ehrlich gesagt einige Male tief durchatmen, als ich diesen Artikel gelesen habe. Wenn das kein Body Bashing gegen Dicke ist, dann weiß ich auch nicht. Hört sich so gut recherchierter Qualitätsjournalismus an? Mal ehrlich, jeder weiß, dass Übergewicht nicht gesund ist. Das ist so und wird sich auch nie ändern. Und seit der Krieg vorbei ist, werden die Menschen in Deutschland immer dicker, das ist auch nichts neues. Die deutsche Durchschnittsfrau trägt Konfektionsgröße 42. Ashley Graham trägt Größe 44. Na und?
Als ich 17 Jahre alt war, habe ich 72kg gewogen, bei 1.80 m und hatte somit Normalgewicht. Kleider kaufte ich damals in Größe 42-44. Ich hatte damals ein riesen Problem mit mir und meiner Figur, insbesondere mit meinen Oberschenkeln. Alle meine Freundinnen hatten schöne, wohlgewachsene, schlanke Beine, nur ich hatte Reiterhosenspeck und Dellen. Jeder Schwimmbadbesuch war die Hölle für mich fühlte sich an wie ein Spießrutenlauf. Es folgte eine lange Zeit ohne Schwimmbad. Falsche Freunde und diverse dumme Menschen bestärkten mich in meinem Empfinden, ich sei nicht normal und unästhetisch.
Heute wiege ich 35 kg mehr und meine Beine sind natürlich nicht schöner geworden. Mein Selbstbewusstsein aber schon und ich gehe wieder schwimmen. Ich mag meine Beine immer noch nicht und teilweise schäme ich mich auch noch für sie. Allerdings weiß ich heute, auch dank Ashley Graham, dass ich nicht alleine dieses Problem habe und auch, dass ich nicht alleine solche Beine habe. Ich bin nicht abnormal, sondern völlig normal! Und es gibt tatsächliche Menschen, die mich genauso lieben, wie ich bin! Ha! 🙂
Ashley hat Cellulite, genau wie fast jede Frau dieser Erde, egal ob dick oder dünn. Schön finden das bestimmt nur wenige, denn unser Blick wurde ja über die Jahre völlig geblendet von wohl-retuschierten Hochglanzmagazinen und Magermodels. Aber normal ist es trotzdem und nichts für das man unbedingt immer etwas kann. Schlechtes Bindegewebe, Gene, falsche Ernährung, hoher Gewichtsverlust, Lipödem und Sportmangel sind nur einige von vielen Gründen für Cellulite. Selbst sehr schlanke Frauen sind nicht gefeit davor und sogar Männer haben teilweise damit zu kämpfen.
Niemand muss Cellulite schön finden, aber die Beine von anderen als „furchtbar“ zu betiteln, das finde ich echt unmöglich! Generell frage ich mich, was solche Aussagen den Personen, die sie tätigen, bringen? Krieg ist furchtbar, Tierquälerei ist furchtbar, aber die Beine von Ashley Graham? Bitte! Sie hat offensichtlich einige Dellen und recht umfangreiche Schenkel, aber sie ist nicht ansatzweise unästhetisch oder gar furchtbar! Viel wichtiger ist meiner Meinung nach die Vorbildfunktion, die Ashley inne hat. Sie ist ein Vorbild, weil sie die Realität widerspiegelt, denn die Realität ist nicht perfekt. In der Wirklichkeit gibt es kein Photoshop, keine Filter, keinen Weichzeichner. Die Realität ist, dass unsere Gesellschaft immer dicker wird und deshalb sollte diese Realität auch in den Medien und in der Modeindustrie Einzug erhalten. Nur weil etwas nicht perfekt ist, sollte es doch nicht ausgegrenzt werden. Unsere komplette Gesellschaft ist nicht perfekt!
Mode sollte sich an der Körperwirklichkeit derer orientieren, die diese Mode tragen sollen! Anscheinend hat aber die Branche ihre Zielgruppe vollends aus den Augen verloren. Die Quittung dafür kommt in Form von Modebloggern, die dabei sind der ganzen Branche das „Wasser“ (AKA Publikum) abzugraben. Gut so! Vielleicht können wir gemeinsam was ändern!?
In unserer Gesellschaft ist von skinny bis plus size alles in den verschiedensten Formen und Farben vorhanden und ich bin der Meinung, dass das auch gut so ist! Und in Zeiten von Glyphosat und Raucherlungen gibt es meiner Meinung nach wichtigeres zu diskutieren, als die Oberschenkel eines erfolgreichen Plus Size Models. Zumal Graham offensichtlich sehr auf ihre Fitness und Figur achtet und alles andere als ungesund daherkommt. Hier at Frau Griese einfach schlecht recherchiert!
Was denn nun? Dürfen Models dick sein?
Natürlich dürfen sie das! Frauen wie Ashley zeigen, dass Schönheit nichts mit dem Gewicht zu tun hat. Schönheit liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber warum hören wir nicht endlich auf jeden in eine Schublade zu stecken? Ich passe in keine Schublade! Und zwar weder sprichwörtlich noch real! Ich will auch in keine Schublade passen. Ich möchte glücklich bleiben und alt werden. Und wenn ich mir eine Modenschau anschaue, möchte ich dicke, dünne, große, kleine, schwarze, weiße, junge und alte Models sehen. Diversität! Denn die spiegelt das wahre Leben wider.
Manuela meint
Frei nach Chesney Hawkes:
A flicker on the big screen
My soul embraces one more in a million faces
High hopes and aspirations, and years above my station
Maybe but all this time I’ve tried to walk with dignity and pride
I can’t wear this uniform without some compromises
Because you’ll find out that we come
In different shapes and sizes
No one can be myself like I can
For this job I’m the best man
And while this may be true, you are the one and only you
Was die liebe Frau Griese da zusammentippt kann zweierlei Motivation haben:
1. ) Sie glaubt den Mist den sie da von sich gibt und ist aus diesem Grunde eigentlich schon menschlich disqualifiziert
2. ) Sie braucht die Leserquoten, was sie menschlich auch disqualifiziert…
Für jemanden der tickt wie ich das tue ist es schon fast schmerzlich zu lesen. Nicht weil ich dick bin, was ich ohne Frage bin, sondern weil man Menschen nicht einfach so sortiert und bewertet. Ich habe beschlossen sie nicht zu mögen einfach weil sie urteilt… das steht ihr, und auch allen anderen, nicht zu. Mir ist die Größe, die Farbe, die Religion, die politische Gesinnung eines Menschen einerlei. Arschlöcher gibts auch in „different shapes and sizes“
Moppis Blog - Aus Freude. meint
Ich finde es traurig, dass überhaupt darüber diskutiert werden muss. Deshalb mag ich die kleinen Modeschauen, die direkt in den Stores stattfinden, immer sehr gerne. Da gehen ganz normale Frauen auf den Laufsteg, egal, wie groß sie sind oder was die Waage für ein Gewicht anzeigt.
Viel wichtiger wäre die Aufklärung über gesundheitliche Probleme bei Übergewicht.
Viele Grüße,
Moppi
Hausmutter meint
Ich rege mich über sowas ja gar nicht mehr auf, ich lache darüber. Stell dir mal vor ein hübsches, normales Mädchen entscheidet sich dazu zuzunehmen aufgrund der dicken Models XD. Da stellt sich mir die Frage ob sich Leute schon haben bleichen lassen wegen diesem Albino Models das für sämtliche große Marken derzeit laufen darf oder hat sich jemand schon eine Zahnlücke machen lassen?
Letztlich würde Vielfalt doch nur dazu führen das es keine ideale mehr gibt. Wieso also nicht das gefühlte letzte tabu brechen und endlich auch plus size bei Gucci (Ich schreib jetzt extra nicht Chanel da wohl jeder das komplizierte Verhältnis von Karl Lagerfeld zum Übergewicht kennt)?
Lu meint
Hallo ihr Zwei,
zuerst einmal großes Lob an euren Blog der schon so rasant gewachsen ist 😉 Ich freue mich jedes Mal, etwas Neues zu lesen.
Ich finde es toll, dass du diesen Beitrag veröffentlicht hast und ich kenne auch den Artikel nicht, um den es sichdreht, aber anscheinend muss ich das auch gar nicht 😉
Ich kenne das leider selber. Als ob die Welt keine größeren Probleme hat als Gewicht und Oberschenkel von Frauen..
Mit 13 war ich in etwa 1,63m groß und wog 60 Kilo, weshalb ich oft fertig gemacht wurde und auch Schwimmen für mich, trotz Lieblingssportart, immer eine große Überwindung war.. Kurz danach schlitterte ich leise aber sicher immer tiefer in eine Essstörrung. Erst Anorexie, dann Bulimie.
Vorbilder waren ganz klar eine Menge Magermodels wie Victoria Bekham und inspiriert wurde ich durch Artikel und Interviews von Menschen wie Karl Lagerfeld.. Wäre ich nicht in eine Klinik gekommen, wer weiß ob ich dann heute noch hier sitzen würde..
Nach und nach habe ich mich dann auf 48 Kilo runtergehungert gehabt bei einer Körpergröße von 1,68m, was einen BMI von 17 macht, welcher auch eindeutig im Untergweicht liegt…
Zum Glück habe ich es geschafft wieder zuzunehmen, allerdings habe ich direkt 20 Kilo zugenommen und landete somit bei 68 Kilo.. Danach folgte eine weiterte Abnehmphase, da ich schon wieder aus dem Bekanntenkreis Dinge hörte wie “Du hast aber zugelegt, oder?“, auch wenn das vielleicht gar nicht so negativ klingen sollte, wie es es dann in Wahrheit tat.
Also ging es wieder runter und nun habe ich ein zweites Mal in meinem Leben mein Höchstgewicht von fast 78 Kilo erreicht..
Um ehrlich zu sein, mein Leben wird wohl nie wieder so wie es war. Es wird kein Monat vergehen, an dem ich mir nicht mindestens einmal Gedanken über mein Gewicht machen werde. Und im Endeffekt nur, weil manche Menschen meinten, mich und mein Äußeres angreifen zu müssen.
Derzeit versuche ich (mal wieder..) mein Gewicht gesund nach unten zu reduzieren, was mit Binge-Eating gar nicht so einfach ist.. Aber der Bulimie habe ich abgeschworen und versuche nun, nach über 8 Jahren, endlich wieder meinen Köprer zu aktzeptieren wie er ist.
Ich wünsche euch alles Gute und bin gespannt, was ich als nächstes zu lesen bekomme!
Liebste Grüße
Lu
https://www.oceanhippie.de/
Katja meint
Liebe Lu,
vielen Dank für Deine ehrlichen und sehr lieben Worte! 💕
Wir wünschen Dir alles nur erdenklich Gute auf Deinem Weg zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Wir alle müssen lernen, uns nicht von Anderen das Leben schwer machen zu lassen!
Fühl Dich ganz lieb gedrückt von uns!
Herzliche Grüße
Volker & Katja 💕
kati meint
Echt schlimm diese Aussage. Offenbar hat da jemand ein Aufmerksamkeitsdefizit. Menschen sind nun mal verschieden. Leben und Leben lassen ist da meine Devise.
LG, Kati
http://www.kuchenkindundkegel.de
Katja meint
Absolut schlimm und für uns unverständlich! 🙁 Und wenn man die Kommentare unter dem Artikel liest, wird es noch unglaublicher..
Aber solche Leute wird es leider immer geben, deshalb am besten ignorieren und selbst ein besserer Mensch sein!
Liebe Grüße
Volker &Katja <3