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Beim Thema Plus Size bekommen die meisten Designer gefühlt kalte Hände und wollen flüchten. Nur sehr wenige Firmen trauen sich moderne Mode für kurvige Frauen anzubieten, es wird eher nach Ausreden gesucht, als nach Lösungen und obwohl die Nachfrage nach Designermode sehr wohl da ist, lässt das Angebot leider immer noch sehr zu wünschen übrig. Nichtsdestotrotz gibt es Sterne am Modehimmel, die erkannt haben, dass Schönheit und Stil nichts mit der Kleidergröße zu tun haben und Designermode in allen Größen anbieten. ‚Allsize‘ oder ‚Sizeinclusive‘ sind die Stichworte, die es hier zu beachten gilt!
Auf den Plus Size Fashion Days 2018 in Hamburg wurden wir das erste Mal auf die liebe Katja, CEO des Labels MABLE, aufmerksam und als wir sie auf dem #Ascream4diversity Event der For Sinners, not for Saints wieder trafen und sahen, mit wieviel Herzblut sie in ihre Mode designt, wussten wir, wir müssen euch Katja und ihr Label unbedingt vorstellen. Hierzu haben wir Katja 5 Fragen gestellt, die sie uns glücklicherweise gerne beantwortet hat. Aber lest selbst:
Wer ist die Frau/das Team hinter MABLE?
Hallo, das bin ich! Studierte Modedesignerin mit Journalismus – Erfahrung und Plus-Model! Ich bin ein „ich-will-alles-erst-selbst-probieren-bevor-ich-nach-hilfe-frage“ – Mädchen und habe dadurch schon viel gelernt. Auch, dass es nicht schlimm ist, auch mal früher, als später um Hilfe zu fragen. Ich habe noch jemanden für die Programmier-Sachen und eine kleine Manufaktur, die mir beim Nähen größerer Aufträge hilft. Ansonsten mache ich alles selbst: Vom Entwurf, über das Schnittmuster bis hin zum Prototypen.
Wie entstand die Idee zum Label?
Die Idee kam mir bei meinem Praktikum bei der Londoner Plus-Size-Designerin Anna Scholz. Ich wollte mein Praktikum in einem anderen Bereich machen, als dem, den wir in der Uni kennen gelernt hatten, also habe ich mich für Schuhdesign, Accessoire-Design und eben Plus Size beworben. Beim Praktikum ist mir dann erstmalig aufgefallen wie ungerecht es eigentlich ist: Ich sitze Monate lang an einer Kollektion für die Uni und kann die Teile NIE tragen, weil wir alles auf 36 schneidern mussten.
Ab da habe ich alle Kollektionen in verschiedenen Größen gemacht: 36, 40, 44. Ich wollte nicht „nur“ kleine Größen oder „nur“ plus machen, ich wollte, dass alle Größen bei mir etwas finden, Freundinnen zusammen shoppen gehen können etc. Ich mag die Idee von „getrennten“ Kollektionen nicht. Wir werden nicht plötzlich andere Menschen, nur weil wir eine Kleidergröße jenseits von 42 tragen!
Von der Idee bis zur fertigen Kollektion – Wie läuft das ab?
Das mache ich ganz klassisch: Ich liebe es, mich von großen Runways inspirieren zu lassen, was Details wie Taschenformen, Falttechniken, Ärmelschnitten etc. angeht. Das kombiniere ich mit meiner Liebe zu Muster- und Materialmix. Ich beziehe ja etwa 80% meiner Materialien aus „Müllbeständen“, also Überhänge großer Firmen, die eigentlich in die Verbrennung sollten. Für mich sind die „kleineren“ Mengen perfekt, die großen Unternehmen können damit nichts mehr anfangen.
Dann setze ich mich am liebsten zu einem Hörspiel der Drei ??? in eine ruhige Ecke und zeichne drauf los, seit neuestem digital. 😉 Hier kann ich gleich schauen, wie ich Stoffe und Muster kombinieren kann. Bin ich mit allem zufrieden, setze ich mich an mein Schnitt-Programm und entwickle die Schnittmuster. Die werden aus einem Probestoff zugeschnitten, genäht und am Model auf Passform und Design-Treue geprüft. Änderungen übernehme ich dann in meinem Schnittprogramm.
Das wiederhole ich so lange, bis ich zufrieden bin. Das kann schon mal 4 oder 5 Runden dauern, ist sehr aufwändig und damit auch kostenintensiv. Viele Unternehmen lagern die Schnittentwicklung daher ins Ausland aus. Mir ist es aber wichtig, dass ich selbst bestimmen kann, wie z.B. die Nahtverarbeitung aussehen soll oder wo ich vielleicht noch Taschen einbauen kann (Taschen sind so wichtig!!!) und manchmal fällt mir bei der Konstruktion noch etwas neues ein, wie zum Beispiel bei der Bundfaltenhose meiner SIGNAL – Kollektion, bei der man die Faltentiefe verstellen kann – je nach persönlicher Figur und je nachdem, wie gut man gegessen hat.
Gefällt mir alles, wird der perfektionierte Schnitt in Originalstoff zugeschnitten, genäht und fotografiert. Dann stelle ich die Kollektion Boutiquen und Shops vor, stelle sie bei uns online und kontaktiere unsere Manufaktur an der Ostseeküste, die die größeren Bestellungen näht.
Was unterscheidet MABLE von anderen Labels?
Details sind mir wichtig. Ich finde es toll, ein Teil zu entwerfen, an dem man immer wieder Neues entdeckt, wenn man es trägt. Es soll nie langweilig werden! Leider sind vor allem Plus-Labels oft sehr zurückhaltend was das Design betrifft, da die Generation, die sich und ihre Kurven zeigt, gerade erst heranwächst. Ich mag tolle Stoffe, gute Verarbeitung und achte auf faire Arbeitsbedingungen bei der Produktion. Das macht ein Design von mir natürlich auch etwas teurer.
Was möchtest Du noch erreichen? Was sind Deine Zukunftspläne?
Ich würde gern noch mehr Menschen glücklich machen. Dadurch, dass ich Maßanfertigungen ohne Aufpreis anbiete, können auch Frauen, die keine gleichmäßigen Proportionen haben (so, wie ich – Hallo, Booty!!!) gut sitzende Klamotten haben, ohne gleich beim Maßschneider arm zu werden. So viele Frauen sind überglücklich, wenn endlich alles so sitzt, wie es soll. Zudem wünsche ich mir, dass mehr Boutiquen in Deutschland mutiger werden und sich auch an die modemutigere Kundin wenden.
Ich bekomme so oft gesagt: „Wir haben die Kundin nicht, die diese Klamotten trägt!“ – Ja, könnt ihr ja auch gar nicht, denn die Klamotten hängen bei euch nicht im Laden. Und wenn sie da nicht hängen, kommt auch die Kundin nicht, die sie kauft. Klar, geht man ein Risiko ein und kleine Shops sind seeeeehr vorsichtig geworden, da es finanziell immer enger wird. Mieten steigen, immer mehr Menschen kaufen online. Aber warum tun sie das? Weil sie online eine Auswahl finden, die die Boutiquen nicht haben.
Für mich wünsche ich mir, von meinem Label leben zu können. Derzeit finanziert es sich selbst ganz gut, aber ich kann davon nicht leben. Ich würde gern eine Hand voll Leute einstellen, die mir beim Nähen helfen und sich um PR, Social Media etc. kümmern. Denn ich würde in Zukunft gern Teile auch ausleihen und bei Käufen nicht mehr vorproduzieren, sondern alles made-to-order machen. So kann ich vermeiden, dass ich super viel Ware auf Lager habe, die sich vielleicht gar nicht verkauft. Ich mag also kein riesen Unternehmen haben, aber etwas wachsen darf MABLE gerne noch! 🙂
Liebe Katja, wir wünschen Dir von Herzen weiterhin viel Erfolg mit Deinem Label. Wir finden Dich und Dein Label außergewöhnlich interessant und hoffen, dass Du Deine Zukunftspläne bald in die Tat umsetzen kannst. Vielen Dank für das sehr nette Interview! <3
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